In Ihrer Schulzeit haben Sie die Schülerzeitung „Tintenfass“ mitgegründet. Was war Ihr damaliger Antrieb?
Ich habe mich in der Schülermitverwaltung engagiert, war Klassensprecher und Schulsprecher. Ich fand, dass eine Zeitung auch dazugehört. Als Vorsitzender der Schülermitverwaltung habe ich dann gesagt: „Wir wollen eine Schülerzeitung!“
Sie haben für den „Schwarzwälder Boten“ als Lokalreporter geschrieben und in der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht. Wäre der Journalistenberuf für Sie Wunschtraum oder Wunschdenken?
Meine Berufsvorstellung war nicht so sehr auf Journalismus bezogen, aber ich kann mir vorstellen, dass es ein schöner Beruf ist. Die Voraussetzung aller Politik ist Kommunikation. Wer sich politisch engagiert, der muss seine Meinung auch so formulieren können, dass andere sie verstehen. Damit kann man andere überzeugen.
Wenn sich Jugendliche engagieren, dann treibt diese das Feuer an, sich für die Gesellschaft einzusetzen. Welchen Ratschlag würden Sie im Hinblick auf Ihre spezifische Lebenserfahrung geben?
Es gibt Menschen, die wollen Gesellschaft und Gemeinschaft gestalten. Natürlich hat man dann eine Verantwortung und versucht, sich dieser Verantwortung zu stellen. Manche dagegen mögen sich nicht engagieren oder mögen es nicht, irgendwo an der Spitze zu stehen. Da tickt jeder Mensch anders. Überdurchschnittlich viele Politiker waren schon früher engagiert und zum Beispiel Klassensprecher. Ich finde, Engagement verschafft Befriedigung. Ich habe daraus viel Freude erfahren.
Weshalb hat Loyalität bei Ihnen einen so derart hohen Stellenwert?
Wahrscheinlich habe ich das von meinen Eltern so anerzogen bekommen. Ich habe einen gewissen Sinn dafür, dass man sich so benimmt, wie man möchte, dass sich andere auch benehmen. Ich finde, Verlässlichkeit ist ein hoher Wert. Das heißt nicht, dass man Anderen zu Willen ist. Ich gelte eher als ein unabhängiger Geist. Doch wenn man loyal ist und sagen kann: „Nein, ich bin nicht hinterrücks oder ich kenne meine Pflichten und meine Verantwortung“, lebt man ganz gut. Denn man kann sagen, dass man mit sich im Reinen ist.
Was macht die Lebenserfahrung, gerade auch mit Beziehungen, mit Freundschaften und auch mit Menschen in Ihrem Umfeld?
Die meisten Menschen wollen, nachdem sie ein gewisses Lebensalter erreicht haben, lieber nicht mehr älter werden. Irgendwann muss man akzeptieren, dass man aber doch älter wird. Es macht keinen Sinn, damit zu hadern, wie die Bedingungen menschlichen Lebens sind. Wenn man älter wird, fallen einem manche Dinge schwerer. Man passt sich zum Beispiel nicht mehr so leicht an neue Technologien an – wenn Sie mein Handy sehen würden, würden Sie sagen: „Um Gottes Willen! Gab es im 18. Jahrhundert auch schon Handys?“. Wenn ich mit meinen Kindern und meinen Enkelkindern zusammen bin, dann merke ich immer wieder, wie sehr sich die Welt in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Aber das ist auch schön, denn überwiegend zum Positiven. Und eines ist auch richtig: wenn man älter wird und schon einiges erlebt hat, dann schafft das auch eine gewisse Distanz zu manchen Dingen, vielleicht hat man dann auch manchmal mehr Gelassenheit.
Interview: Andreas Hensler