Von Melancholie und melodischer Euphorie – Nick & June in the suburbs

Ein Samstagabend im frühen März. Noch weiß das Wetter nicht recht zu entscheiden zwischen Winter und Frühling. Vom Himmel über Esslingen fällt leichter Nieselregen – ein schönes Alibi für die melancholischen, sphärischen Klänge aber auch spürbaren Klänge der Euphorie, die uns erwarten.

Die neue Konzertreihe In the suburbs in der Dieselstraße lockt uns dieses Mal mit gleich drei tollen Acts an einem Abend. Noch in den Startlöchern stehend ist In the suburbs bereit, Musikliebhabenden bandnahe und erfrischend beflügelnde Live-Konzerte zu bieten. Sogar die Locations werden variieren. Mal in der Dieselstraße, mal in Tante Gerdas Kulturpalast schlägt das junge Team ab jetzt regelmäßig seine Lager auf.

Es ist ein ganz spezielles Gefühl, das mich immer wieder vor Konzerten umgibt. Voller Spannung zu erwarten, wie MusikerInnen, die man zuvor höchstens auf Spotify oder YouTube gehört hat, sich nun ganz und gar live – weit entfernt vom Digitalen – vor deinen Augen eingrooven, das Publikum langsam die Scheu ablegt und sich im besten Falle mitreißen lässt.
Dieses Mal habe ich sogar die Möglichkeit, den noch leeren Konzertraum bereits zum Soundcheck betreten zu dürfen. Nick & June sind gerade dabei, die Vielzahl an Instrumenten, die sie im Gepäck haben – neben Gitarre, Schlagzeug und Trompete sogar ganz selten gesehene Gerätschaften wie Mandoline, Banjo, Ukulele, Glockenspiel und Melodica – auf ihren Klang zu checken.

Im Anschluss treffe ich einen sehr entspannt wirkenden Nick zum Interview.
Nick & June, eine von solo über duo bis hin zur mittlerweile vierköpfig gewachsenen Band, kommen aus Nürnberg und ordnen sich dem Genre des Indie-Folks mit einem Singer-Songwriter Kern zu.

Düstere, sphärische Klänge machen die Band aus, welcher Monat passt daher atmosphärisch besser als der triste November?

Das Konzeptalbum „My November My“ ist wie ein Spaziergang durch ganz unterschiedliche Facetten der Seele des November Boys, der durchaus auch Parallelen mit dem Mr. November, den die großartigen The National einst besungen haben, aufweist. In zwölf Kapiteln nimmt uns der fragile November Boy mit und erzählt uns seine Geschichte.

Doch sind die Töne nicht durchgehend leise. Auch während des Konzertes gibt es durchaus tanzbare, beschwingte Momente. Eine Auf- und Abwanderung zwischen nahezu greifbarer Ausweglosigkeit und den unbeschwerten Klängen eines Banjos.

So gleicht es auch Nick beim Songwriting selbst immer wieder aufs Neue einem Gerümpel in den Tiefen seiner Psyche, die seiner Meinung nach „in der unteren Magengrube“ ihren Platz hat.

Als großes Abenteuer und riesen Sache beschreibt Nick mir die Tour durch Italien, die im Januar für die junge Band anstand.

Anders als in Italien wo aufgrund der „Dolce Vita“-Mentalität alles etwas entspannter angegangen wird, beginnt der Abend in der Dieselstraße bereits um 20:30 mit dem wundervollen niederländischen Duo und Tour-Support von Nick & June Wolf & Moon, die sich trotz des noch stillen Publikums nicht beirren lassen, sich zum letzten Song inmitten der Crowd wiederfinden und dieser letztendlich doch noch ein paar Töne entlocken.
Mit am Start ist im Anschluss auch Daniel Weber, ein Stuttgarter Singer-Songwriter und begnadeter Gitarrist.

Nach einer kurzen Umbauphase legen dann Nick & June los. Umgeben von schlichten Glühbirnen wirkt ihre Musik geradezu magisch und lässt das Publikum für ein paar Momente schweben.

“Oh, oh, oh, once in a life we cry and once we dance
Oh, oh, oh, once in a life we jump at every chance
And talk about these good old times”

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