Die Bühne: Ein offener Wohnraum – Küche und Waschraum in einem. Die einzelnen Wohnelemente sind nicht mehr voneinander zu trennen. Töpfe auf dem Boden. Holzstuhl, Tisch und Wäscheständer sind auf einem Haufen gestapelt. Der Schrank, links an der Wand, ist offen und Bücher hängen aus den Regalen. Blutspuren an den Wänden. Unordnung. Chaos. Zerstörung. Mitten im Raum steht ein grüner Retro Sessel mit abgebrochener Armlehne. Eine Frau nimmt breitbeinig Platz und zündet sich ne Kippe an. Irgendwo im Hintergrund stehen zwei blutverschmierte Männer im dämmrigen Licht. Das scheint der Anfang vom Ende zu sein. Oder „Das Ende vom Anfang“?
Gleichnamiges Stück inszeniert Dániel Kovács am Theater Tri-Bühne. Geschrieben 1937 ist die Thematik immer noch aktuell. Lizzy und Darry sind verheiratet. Ein Anflug von Eifersucht endet in einer lauten und emotionalen Auseinandersetzung. Die Eheleute werfen sich Dinge an den Kopf – und enden wird der Streit mit einem klassischen Rollentausch. Der Mann schwingt den Putzlappen und die Frau mäht die Wiese mit der Sense. Sie wollen sich beweisen: Was du kannst kann ich auch (und das noch besser). Das Theater Programm kündigt eine Komödie an, die aber an einigen Stellen tatsächlich nur „halb witzig“ ist weil: überzogen und kitschig.
Das Stück reiht Absurditäten aneinander. Darry macht sich nach dem Rollentausch den Haushalt sofort zu eigen, allerdings anders als erwartet: Sobald die Frau aus dem Haus ist, wird der Wäscheständer kurzer Hand zum Fitnessgerät umfunktioniert. Aber was will man schon von einem „Hausmann“ erwarten, der seine Haushaltsschürze wie ein Superheldencape trägt, anstatt sie sich ordentlich anzulegen? Der Zuschauer merkt schnell, dass von den großspurig angekündigten Wundertaten im Haushalt nichts realisiert wird. Mehr noch: Die Zerstörungskraft und chaosstiftende Energie wird potenziert, als sein Kumpel Barry das Haus betritt.. In diesem Geschlechtertausch wird mit Darry ein Männerbild vom Mann als überheblich, selbst überschätzend und cholerisch gezeichnet, das so gar nicht zu Darrys eigener Vorstellung von sich als Super-Mann passen möchte. Man gewinnt als Zuschauer den Eindruck, dass archaisch auf den Punkt gebracht, gilt: Du Frau, ich Mann.
Das Publikum wird während der Aufführung mit fast allen Sinnen gereizt: Geruch von frisch gewaschener Wäsche (riechen). Blut an den Wänden, zertrümmerte Möbel (sehen). Türen knallen. (hören – ein empörter Zuschauer verlässt das Theater). Fremdschämen. Hier schießt Barry einfach mal den Vogel ab: zu nervig, zu vorhersehbar. Doch das Stück an sich ist eher „Tom und Jerry“ für Erwachsene. Es hat durchaus Unterhaltungswert und ist damit das Knäckebrot unter den Theaterstücken (kein vergammeltes Stück Brot, aber auch nicht das beste Baguette von Paris).
Text: Laura Orlik und Mirela Gospocic
Bilder: Michael Schill / Theater Tri-Bühne