„Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ // 27.11.2018 // Vestibül, Burgtheater Wien
„Wofür eigentlich? Um als nachhaltig perfekte Leiche“ zu enden? Welchen Sinn verfolgen all jene da draußen, mit ihrem ständigen Wahn nach Optimierung? In Zumba-Klassen, zum Beispiel, in denen sich Tanzwütige in Form zu bringen versuchen? Wie soll das nüchtern zu ertragen sein.
Sie hat es satt, die Frau aus Sybille Bergs „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“, an der Spielstätte Vestibül des Wiener Burgtheaters, unter der Regie von Martina Gredler.
Die Frau, man kennt ihren Namen nicht, war schon lange nicht mehr draußen: Verschanzt in einer Höhle, in der linken Ecke wartet Skype, in der rechten ICQ, wobei sie wahrscheinlich die einzige ist, die noch über ICQ kommuniziert. Das weiß sie selbst. Den Raum erschließt sie nach und nach als ihren ganz eigenen Chatroom. Das Bühnenbild aus wild verteilten Säcken, bildet den ungemütlichen Untergrund für diesen Monolog, der einmal die ganze Unzufriedenheit kundtut, die man im privaten Umfeld niemandem zumuten möchte.
Sabine Haupt zeichnet die Figur, die, so scheint es, in einer anderen Zeit „hängengeblieben“ ist, hervorragend. In schrillem Zirkuskostüm und stets die Vodkaflasche griffbereit, scheitert diese Figur an sich – und an dem Versuch, ihre Einsamkeit weg- und überzulachen. Kontakt nach außen? Lange her.
Ankommen, das wünscht sich jeder einmal. Sei es bei einer Person, einem Ort, oder das bloße Gefühl von Geborgenheit. Rastlos zu sein hingegen, das setzt sich gleich mit ratlos; glaubt man der breiten Masse. Sabine Haupt erzeugt Rastlosigkeit – wie sie unbeholfen durch die Sandsäcke stackst tut beim Zuschauen weh. Ein bildlicher Schmerz, der fesselt. Ein gelungenes Beispiel dafür, die irgendwie menschliche Lust nach Voyeurismus aufzuzeigen. Zwischen den Leitungen bietet dieses außerordentliche Stück dem Scheitern eine Bühne.
Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Georg Soulek/Burgtheater