Nederlands Dans Theater I // 08.12.2018 // Forum Ludwigsburg
Drei Tanzstücke an einem Abend, drei Stimmungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Mit einer Gemeinsamkeit: Dem Blick fürs Detail, auf der Suche nach dem „Pfad der Bewegung“. Das Nederlands Dans Theater 1 zu Gast im Forum Ludwigsburg.
„The detail of the pattern is movement“. Eine Stimme aus dem Off, die Mal für Mal diesen Satz wiederholt, fast wie ein Mantra fühlt es sich an. „The detail of the pattern is movement“. Das Stück „Partita for 8 Dancers“, choreografiert von Crystal Pite, findet vor einem bühnengroßen Gemälde statt, das durchleuchtet ist, sodass die Farbschichten aus erdigen Tönen und beeindruckendem Rot an einen Sonnenuntergang erinnern. Acht Tänzer winden sich ineinander, verlieren sich in einzelnen Konstellationen, verschmelzen wieder miteinander. Die kraftvolle Stimme, die kraftvollen Farben, die kraftvollen Bewegungen – aus diesen Zutaten schaffen die Tänzer eine energiegeladene Komposition, die an eine Zeremonie spiritueller Herkunft erinnert. Und das Publikum in einen magischen Schleier hüllt.
Einen düsteren Sinn für Bewegung legt Marco Goecke auch in diesem Stück Tanz an den Tag. Der Titel unterstreicht das: „Walk The Demon“. Den inneren Dämon? Wie die Bewegungen selbst, kurz und abgehackt, so sind die ersten Assoziationen prägnante Adjektive; ruppig, düster, kantig. Die Tänzer rechnen ab mit Floskeln wie „hello, bye, thank you“, sie sprechen auf der Bühne, auch diese Abfolge von Worten ähnelt einem Mantra. Löst Höflichkeit das Interesse am Miteinander ab? Zwar grüßt, verabschiedet und dankt man sich, doch bleibt es meist oberflächlich, wie die Körperlichkeit der Tänzer vermuten lässt. Einander eher ab-, statt zugewandt. Das Mantra der Neuzeit?
Ein Bogen zum letzten Stück des Abends könnte genau diese Thematik sein: Begegnungen. „Singulière Odyssee“ der Titel des Stücks, choreografiert von Sol León und Paul Lightfoot. Schauplatz ist eine Bahnhofshalle, ein Ort, an dem sich Leute begegnen. Gleichzeitig ein Ort des anonymen Kommen und Gehens, wo feste Abfahrts- und Ankunftszeiten den Rahmen vorgeben – bleibt hier wirklich Zeit, für Begegnung? Die Kulisse ist imposant, ein beeindruckender Raum, binnen einer kurzen Umbaupause erkennt man die Bühne kaum wieder. Tänzer, die durch aufwirbelndes Laub tanzen, sich von Blätterschwüngen und der Musik tragen lassen. Es ist wie eine Verabschiedung der Farben des Sommers, des Herbstes. Melancholie kommt auf. Es ist tanzbare Melancholie, so poetisch, wie es der Stücktitel verspricht.
Text: Leah Wewoda
BIldrechte:Rahi Rezvani