Ballet Preljocaj – La Fresque

„La Fresque“ // 12.01.2019 // Ballet Peljocaj zu Gast im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das Ballet Preljocaj bringt mit dem Stück „La Fresque“ die Geschichte von zwei chinesischen Wanderern auf die Bühne im Forum am Schlosspark Ludwigsburg. Die französische Kompagnie schafft in diesem Handlungsballett ästhetische Bilder zu mitreißenden Klängen – und hinterlässt damit einen nachhaltigen  Eindruck.

Seidenähnliches Gewebe seilt sich vom oberen Bühnenrand ab. Dazu betreten zwei Tänzer die Bühne. Es sind die zwei Wanderer Chu und Meng, von denen „La Fresque“ erzählt. Anhand ihrer Bewegungen lässt sich die Ausweglosigkeit der Situation ableiten: Sie sind auf sich allein gestellt, hilflos. Das coconartige Etwas, das sich immer weiter gen Boden bewegt, stellt sich als Projektion auf einer transparenten Stoffbahn heraus. Wie durch einen grauen Schleier folgt man den Silhouetten der Körper.

Die beiden finden Hoffnung, trotzen Wind und Wetter und begegnen einem gemalten Bild, „eine Gruppe Mädchen in einem Wäldchen von Pinien“. Auf der Bühne ist der Schauplatz nebensächlich, im Vodergrund stehen die Frauen. Sie treten erstmals in Erscheinung in einer Pose, wie eingefroren sind sie beieinander gruppiert. Es scheint als würden sie nach und nach auftauen, mit zarten Bewegungen streichen sie durch ihre Haare. Kurz erinnert es an eine Choreographie wie man sie aus Shampoowerbungen kennt, schnell entwickelt sich daraus eine ruppige Bewegungsabfolge im modernen Stil. Man möchte das Auftauen dieses Freezes hinauszögern, so lang wie möglich Teil haben am sachten Schmilzen, so stimmig ist der Anblick. Prächtige Bewegungen gebettet in prächtige Kostüme.

Haare finden sich als immer wiederkehrendes Element im ganzen Stück; so löst sich auch das Rätsel der Projektion – es sind Bündel von Haaren. Sicherlich dienen die Haare als ästhetisches Stilmittel, dessen Bedeutungsebene bleibt dem Zuschauer aber verborgen. Während der Erzählfaden an manchen Stellen abhandenkommt, tauchen andere Fäden auf. Sie erinnern wieder an Cocons, diesmal wiegen sich die Tänzer in Tüchern, die von der Decke heruntergelassen werden. Kraftvoll bewegen sie sich darin, in Konstellationen zu zweit, akrobatisch anmutend. Wieder prächtige Bewegungen in prächtigen Kostümen zu prächtiger Musik.

Verantwortlich für die klangliche Untermalung ist Nicolas Godin, seine Kompositionen verleiten dazu, sich aus den Stuhlreihen zu erheben, sich treiben zu lassen. Die Knie müssen einfach wippen, die Fingerspitzen den Takt tippen.

Dass die Tänzer „nur“ zu zehnt auf der Bühne stehen, wird einem erst beim Schlussapplaus bewusst. Sie füllen in den Ensemblechoreographien den Raum in einem solchen Maß, dass man Pi mal Daumen die dreifache Anzahl an Akteuren vermuten würde. Zehn starke Tänzer, die sich darauf verstehen, den Raum zu füllen, mit sich. Ihre Wirkung spricht Bände.

Manchmal ist weniger eben mehr, es ist doch was Wahres dran, an diesem Satz. Das beweist die starke Kompagnie aus Aix-en-Provence, deren Namensgeber Angelin Preljocaj hinter der Choreografie dieses zeitgemäßen Handlungsballetts steht. Bleibt zu hoffen, dass das Ballet Preljocaj noch oft Gast sein wird im Forum am Schlosspark. Das Publikum wird es ihm danken.

Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Ballet Preljocaj