v. links: Ben Hecht (Harald Pilar von Pilchau), David O. Selznick (Michael Hiller), Victor Fleming (Stefan Kiefer)
Großer Denker – Großer Macher – Ein großer Film
Die Entstehungsgeschichte des Erfolgsfilm Vom Winde verweht auf die Bühne gebracht.
Grüner Rauch überströmt das Bühnenbild, aus dem Nebel steigt ein Kopf auf. Es herrscht völliges Chaos. Der Nebel lichtet sich und die Bühne des alten Schauspielhauses ist mit Bananenschalen und Erdnüssen übersäht. Dazu kommen umgeworfene Möbel und ein Haufen beschriebener Blätter.
Fünf Tage lang haben sich Drehbuchautor Ben Hecht, Regisseur Victor Fleming und Produzent David O. Selznick im Büro eingeschlossen mit dem Ziel ein Drehbuch zur Verfilmung von Margaret Mitchells Beststeller „Vom Winde verweht“ zu schreiben. Damit keine Missverständnisse aufkommen: bei den Filmemachern handelt es sich um die Protagonisten des Stücks. Das Problem: Der neu engagierte Drehbuchautor Ben Hecht hat das Buch nicht gelesen. Daher entscheiden sich Selznick und Fleming ihm das Buch vorzuspielen. Fünf Tage lang mit Bananen und Erdnüssen als Nervennahrung, einer Schreibmaschine und drei Egozentrikern, die ganz genaue Vorstellungen von dem Film haben, den sie gerne drehen möchten.
Besonders Filmfans freuen sich, dass Regisseur Francois Camus einige Anspielungen auf den Film integriert hat. Das Produktionsbüro öffnet sich zum roten Himmel der Filmkulisse. Für die Zuschauer die den Film nicht kennen führt dies zu unverständlichen Szenenbildern.
Es wird viel gelacht im Alten Schauspielhaus. Erdnussschlachten, Ohnmachtsanfälle und Bananen als Retter bei jedem Nevenzusammenbruch sorgen für Stimmung. Woher entsteht dieses Chaos eigentlich? Kuriose und absurde Szenen folgen viel zu schnell aufeinander. Der Zuschauer wird nicht mitgenommen.
Die Schauspieler bleiben in ihren Rollen. Ein eitler Regisseur, ein aufbrausender Produzent und ein gelangweilter Drehbuchautor. Zunächst gut gespielt sind die Charaktere später nicht mehr glaubhaft. Es ist keine klare Rollenverteilung möglich. Der Produzent glaubt fest an den Film, er ist motivierend aber auch abhängig von seinen Mitarbeitern. Ben Hecht interessiert das Buch nicht, seine Motivation dabei zu bleiben, ist unklar. Genauso wenig wie Victor Fleming glaubt er an den Erfolg dieses Films: „Dieser Film wird die Karrieren aller zerstören, die daran beteiligt sind“, jammert der Regisseur und klammert sich verzweifelt an eine Banane und ein Affenstofftier.
Das Theaterstück versucht zu viel zu kombinieren. Neben Drehbuchentwicklung und Streitereien möchte noch der Rassenkonflikt im Film thematisiert werden.
Das ist zu viel. Das klappt nicht. Für Filmfans verspricht das Stück einen unterhaltsamen Abend. Alle anderen warten besser auf das Nächste.
Text: Meike Krauß
Bilder: Sabine Haymann