Fairy Clean in The fairy queen

The fairy queen entführt in die (versoffene) Scheinwelt der Elfen und Feen, angelehnt an Shakespeares Ein Sommernachtstraum. Henry Purcells Semi-Opera, oder Masque, an der Oper Stuttgart in Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart.

Fairy Clean in The fairy queen. Werbung für Putzmittel? Muss das sein? Oder der Chor, der zum Chor aus Winkekatzen wird und zu verstehen gibt: „Spielort ist nun China“. Ein rosa Plüschkaninchen auf zwei Beinen in Lebensgröße als Hochzeitsgast, wie es einem auch in der Fußgängerzohne im Rahmen von Junggesellenabschieden begegnet. Plakativ sind diese Spielereien, ja, doch The fairy queen darf das, sie nimmt sich selbst nicht so ernst und liefert bewusst überzogene Bilder.

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Stichwort Junggesellenabschied: Das Niveau dieser Hochzeit von Hermia und Lysander gleicht einem Junggesellenabschied – Alkohol in Strömen, Tanz mit erhobenem Stinkefinger, Vögeleien nach Herzenslust, sogar die Braut geht noch in der Hochzeitsnacht fremd. Dieser „Irrgarten der Gefühle“ gleicht einem Labyrinth, man verläuft sich, verliert seinen Pfad und läuft auch mal im Kreis. Die Hochzeitsgäste mitsamt Elfenkönig, Braut und Bräutigam verhalten sich durchtrieben vor Lust. Wie Diener Puck vorhersagt: Die Lust wird ihnen die Augen offenhalten in dieser Nacht. Er behält Recht. Dementsprechend bunt und erregt ist das Treiben, die Stimmung ist am Brodeln. Klar ist auch, dass der Nährboden für Konflikte größer wird, je mehr Menschen auf einem Haufen sind. So gibt es hier und da Zankereien, dort flößt Puck Zaubertropfen ein und treibt die Liebeleien damit auf die Spitze. Puck, den seine Mitmenschen stets als minder bemittelt abtun, entpuppt sich als heimliche Hauptrolle. Maja Beckmann verkörpert den liebenswerten Puck phänomenal, der er in paillettenbesetztem Body mit blauer Hahnenfeder um Anerkennung ringt. Ihre unbändige Spielfreude überträgt sich auf die Mitspielenden und sorgt in der Gesamtheit für ein energiegeladenes Ensemble aus Schauspielern und Sängern.

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Diese Semi-Opera verlangt den Sängern einiges an Schauspiel, den Schauspielern einiges an Gesang ab. Die Umsetzung ist beachtlich: Im Duett singen sich Schauspieler die Seele aus dem Leib, bewusst unperfekt, aber immer gut auszuhalten; die Opernschaffenden geben darauf eine gesangliche Antwort. Besonders im Gedächtnis bleiben Johann Jürgens und Mark Milhofer im Duo, mit rüschenbedeckten Gewändern singen sie sich Zeilen zu. Tenor Mark Milhofer glänzt mit Stimmgewalt und Johann Jürgens zeigt, dass er facettenreich agieren kann.
Jene kleinen Sequenzen im Duett tragen auf öffentlicher Plattform einen Clinch zwischen Theater und Oper aus, selbstverständlich mit einem Augenzwinkern.

Kunterbunte Kostüme (von Blümchen-BH über Glitzerbody bis Zwillingsoutfit in mint), ergänzt mit Wortfetzen und dem erstklassigen Orchester unter der Leitung von Christian Curnyn, berauschen, in der Pause wartet man gespannt auf “neuen Stoff”, auf die zweite Hälfte des Abends. Überwiegend ein dadaistischer Genuss, auch wenn stellenweise das Feingefühl für die Grenze zwischen Dada und Klamauk fehlt. Schön: ob opern- oder schauspielschaffend, die Ensembles verschmelzen und man darf ein vollkommenes Ensemble erleben.

Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Julian Röder